Kerim Seiler

Kerim Seiler ist bekannt für seine grossformatigen Projekte im öffentlichen Raum. Hierbei arbeitet er sich ortsspezifisch an der Architektur ab und kreiert Momente, die zum An- und Innehalten bewegen. Er setzt gewohnte Blickfelder in einen frischen Dialog mit seinem Werk und fordert somit den trägen Blick heraus, sich in seinem Umfeld neu zu verorten. Die Arbeit Seilers spielt mit Farbigkeiten und Materialien, die sich abheben, aber auch in ihre Umgebung einfügen können. Seiler besuchte den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Zürich und wechselte 1993 an die École supérieure des Beaux-Arts in Genf. Ab 1997 studierte er an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und schloss sein Studium 2002 in der Klasse von Bernhard Johannes Blume ab. Heute arbeitet der Künstler zwischen Zürich und Berlin. Sein Œuvre ist geprägt von der Auseinandersetzung mit konstruierten Raumstrukturen und deren Wirkung auf den Menschen.In Verbindung von Seilers Installationen mit der offenen und einladenden Atmosphäre der Citykirche wird ein Raum geschaffen, in dem Kunst und Spiritualität die Möglichkeit bekommen, miteinander zu verschmelzen.«Durch alle Wesen reicht der eine Raum: Weltinnenraum.» schrieb Rainer Maria Rilke in seinem Gedicht. Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen und spielte damit schon auf ein Gefühl an, welches jeder Mensch nachempfinden kann auf ganz eigene Weise. Wir sind nicht leere Hüllen fleischgewordener Erde, sondern in uns existiert ein gemeinsamer innerer Raum, welcher nicht nur physisch, sondern auch spirituell und emotional erfahren wird. An die Schnittstelle der gemeinsamen Existenz tritt die Neoninstallation IOU oder I Owe You. Wobei einerseits im Kirchenraum die Frage nach Sühne und Schuld gestellt wird, richtet sich die Arbeit auch symbolisch auf universelle Akzeptanz und Liebe aus und spiegelt eine Botschaft der Verbundenheit und des Gebens wider. An zentraler Stelle platziert, hüllt die Arbeit den Kirchenraum in mystisches Licht und steht doch mit ihrer Neonoptik im Kontrast zur klassischen Architektur. Sakral anmutend strahlen die Lettern in den Raum, wie es sonst nur die Töne der 55 Pfeifen der 1901 erbauten Orgel können.Das zweite Werk, Barnum, ist ein neun Meter grosser, aufblasbarer Körper, der mit seinen kräftigen Farben den Kirchenraum prägt und belebt. Diese monumentale Skulptur interagiert aktiv mit den architektonischen und farblichen Elementen der Citykirche Offener St. Jakob. Sie wird in der Konzertwoche bis zum Gottesdienst am 2. Februar in der Kirche zu sehen sein. Der Name Barnum verweist auf die Verbindung von Spektakel und einem Dialog zwischen Monumentalität und Vergänglichkeit. Die weichen, organischen Formen des Werks stehen im spannenden Kontrast zu den festen Strukturen der Kirche und schaffen einen Raum, der sowohl spielerisch als auch nachdenklich wirkt. Barnum verkörpert Seilers zentrale Idee: den Dialog zwischen Kunst, Raum und den Menschen, die ihn erleben.

Kerim SeiLer
CITY-Kirche offener st. jakob
Mon, 27.01.–Sun, 09.02.
Täglich, 07:00–19:00